Freundin finden: Erstes Date "gewinnen" statt ruinieren

Annetta: Es ist ganz häufig, dass Männer nicht zuhören. Also, nicht richtig zuhören. Sondern die machen das von sich alleine aus. Und die erwarten dann immer sozusagen so eine Gegenleistung.

Weisst du, was ich meine?

Estefano: Das heißt, sie hören eigentlich nur zu, um was zu bekommen?

Annetta: Genau. Die glauben jetzt, die kaufen mir jetzt ein Paar Schuhe, und auf einmal erwarten sie, dass ich sie liebe. Nein.

Estefano: Woran merkst du das? Mindestens zwei Schuhe? Oder?

Annetta: Wir sind gerade im Sale! Ne!

Estefano: Woran merkst du es, wenn dir ein Mann einen Schuh kauft, dass er es macht, um zu handeln oder er macht es, weil er dich liebt, ohne was zu wollen?

Annetta: Ich glaube, wenn man relativ am Anfang ist, sollte man generell solche Präsente nicht machen. So sehe ich das zumindest. Klar, Blumen finde ich immer ganz attraktiv und ganz schön und das ist auf keinen Fall falsch.

Estefano: Aber keine teuren Geschenke zu früh?

Annetta: Genau, keine teuren Geschenke. Das finde ich z.B. nicht schön.

Estefano: Warum ist das so?

Annetta: Weil ich das Gefühl habe, dass er mich damit kauft. Weisst du was ich meine?

Estefano: Ja, 100 %, ja.

Annetta: Und er verlangt dann von mir. Also, zumindest habe ich dann das Gefühl, dass ich ihm was schuldig bin.

Estefano: Genau – ich gebe dir all diese Sachen, damit du mir was zurück gibst.

Frauen Geschenke machen die sie lieben - Casanova's Geheimnis enthüllt:

Annetta: Genau! Und das will ich nicht. Denn ich will ja, wenn ich einen Mann kennen lerne, ihn kennen lernen. Und nicht nur, weil er mir tolle Sachen kauft.

Und witzigerweise, ist genau das passiert mit meinem Mann. Darf ich die Geschichte erzählen?

Estefano: Ja, gerne.

Annetta: Und zwar, war das unser zweites Date. Wir haben uns in der Stadt verabredet, wir sind einkaufen gegangen. Ich wollte ein bisschen einkaufen. Und ich hatte damals wirklich nicht viel Geld. Ich habe so ein bisschen nebenbei gejobbt mit 400 Euro, so 450 Euro Basis. Ich bin immer an einem Schuhladen vorbeigelaufen, da kostet ein Paar ab 400 aufwärts. Und ich bin jeden Tag dran vorbei gelaufen: „Boa, irgendwann, vom ersten Gehalt kaufst du dir dieses Paar Schuhe!“. Aber nicht von einem Mann. Sondern ich wollte es von meinem Geld.

Und ich bin mit ihm durch die Stadt gelaufen, wieder an diesem Schuhgeschäft. Und ich stand da, habe diese Schuhe angeguckt. Und was macht er? Nimmt meine Hand und geht mit mir rein.

Ich stand da und denke mir: „Oh Gott!“. Also, in dem Moment war ich irgendwie komplett überfordert, weil ich wusste nicht, was ich machen soll

Estefano: Oh, mein Gott! Ich kriege sie jetzt! Ja?

Annetta: Ja, und ich denke, oh mein Gott! ich krieg sie! Meine Traumschuhe! Und dann auf einmal kam es über mich. Ich habe alles hingeworfen, bin rausgelaufen, weil ich meinte: „Nein, ich möchte das nicht!“ Weil mir in dem Moment bewusst geworden ist: „Annetta, wenn du die Schuhe annimmst, vielleicht bist du ihm was schuldig.

Und das willst du gar nicht. Oder du musst ihn dann lieben! Und das willst du ja gar nicht“.

Estefano: Ich finde es richtig gut, dass du das ansprichst, ja.

Annetta: Genau. Und dann bin ich raus. Er hat in dem Moment gar nichts verstanden. Für ihn war das normal, dass er Frauen schöne Schuhe schenkt. Und sie läuft raus… Traumschuhe… Er hat gar nichts verstanden.

Und dann habe ich ihn angeguckt: „Ich habe dir drei mal „nein“ gesagt“.

Estefano: Man muss auch sagen, dass du eine andere Mentalität hast. Es ist ja diese russische Mentalität.

Annetta: Genau. Und das ist so. Dass man Frauen beschenkt. Und für mich war das in dem Moment sehr überfordernd, weil ich fand ihn wirklich toll.

Und ich hatte Angst, dass ich ihn dann nur noch dadurch toll finde und ihn dann als Charakter gar nicht mehr so kennen lerne und dass ich dadurch irgendwie beeinflusst werde. Und dann bin ich wirklich rausgelaufen. Die Verkäuferin dachte, sie hat gerade das Geschäft ihres Lebens gemacht, also die war komplett deprimiert.

Dann meinte er, was los war. Und ich ich habe angefangen zu weinen. Ich meinte, tut mir leid. Es war total emotional. Ich habe ihm einfach die Meinung gesagt: „Du, pass auf. Ich bin keine Frau, die du kaufen kannst.“ Wirklich!

Estefano: Ich glaube, ich stelle es mir so witzig vor. Er will dir nur einen Schuh kaufen! Und du: “Hey, meinst du, du kannst mich kaufen?!”

Annetta: Ja, und ich komplett überfordert, ich so - was denkst du, wer ich bin?! Du kannst mich hier nicht kaufen! Und ich will dich kennenlernen! Und dann machst du sowas! Das sind meine Traumschuhe, die ich mir kaufen wollte! Habe ich ihm das voll als Vorwurf noch gemacht! Er wusste gar nicht. Er war total überfordert, sagte zu mir so: „Ok, ich weg. Was willst du? Was machen wir?“. Und ich so: “Erstmal Kaffee trinken! Wir setzen uns erstmal hin”. Und dann, hat er es wirklich verstanden, sofort.

Estefano: Ihr habt darüber gesprochen? Ganz wichtig, ja.

Annetta: Genau. Ich habe ihm alles gesagt. Und ich glaube, das machen oft viele nicht.

Estefano: Kommunikation ist alles in der Beziehung. Wenn man miteinander gut sprechen kann – auf das komme ich später noch, auf das in der Beziehung. Und ich finde es so gut, dass du die Geschichte erzählt hast, weil – und das ist wichtig - es kommt immer drauf an, warum du etwas machst. Wir haben ja gestern darüber gesprochen.

Du hast ja gesagt, du hast das Buch von mir in einem Rutsch gelesen. Und du bist auf die Frage mit dem Geschenk, weil dein Mann dir genau das gemacht hat. Was du am Anfang nicht tun solltest. Und der Grund dafür ist der, dass es sehr schwer ist das richtig rüber zu bringen, denn oft strahlst du zu schnell aus oder Frauen haben das Gefühl, du willst sie dann kaufen.

Annetta: Genau

Estefano: Aber das Problem ist ja dabei nicht der Schuh. Das Problem ist, dass du ausstrahlst: “Hey, ich gebe dir jetzt was und ich will dafür etwas zurück haben”.

Annetta: Liebe oder sonst irgendwas.

Estefano: Genau. Und das ist das Problem. Aber wenn ich jetzt ein extrem selbstbewusster Mann bin, und ich bin sehr fortgeschritten mit Frauen, und schaffe es, sowas zu kaufen, aber auszustrahlen – hey, es ist keine große Sache, du kannst es einfach haben, weil es ist für mich keine große Sache und ich will dir was gönnen. Dann ist es möglich das zu tun!

Annetta: Kann man, wenn man es hinkriegt.

Estefano: Ja. Nur der Grund, warum du es gemacht hast, ist, weil du denkst halt, die meisten Männer kriegen es am Anfang nicht hin, was ja auch so ist. Und deswegen hast du gesagt – keine teuren Geschenke zu früh. Und das ist auch der Grund, warum es bei mir im Buch stand.

Aber, als du zu mir gesagt hast, dein Mann hat das gemacht, wusste ich, dadurch dass er dein Mann ist, dass er eben gut ist mit Frauen sein muss. Also selbstbewusst ist usw.

Annetta: Ja.

Estefano: Und deshalb konnte er das bringen. Und jetzt ganz interessant – als du diese Panik bekommen hast. Also kann man das Panikattacke nennen?

Annetta: Ja,kann man. Ja klar, logisch.

Estefano: Hysterische Panikattacke mitten im Schuh? Ok. Als du so reagiert hast, wie hat er reagiert?

Annetta: Er hat mir das dann erzählt im Nachhinein, dass er mit Freunden darüber gesprochen hat. Und er meinte: “Das ist meine Frau fürs Leben”.

Estefano: Wow!

Annetta: Genau! Weil er wusste, es ging ihr nicht um diese Schuhe. Weil ich glaube, vielleicht war das auch ein Test und ich wusste es nicht.

Estefano: Hatte er in dem Moment Panik bekommen? Ist er ausgeflippt und ist dir nachgelaufen und ist emotional geworden?

Annetta: Nein. Überhaupt nicht. Ich war die emotionale in dem Spiel. Er ist wirklich zur Verkäuferin und meinte: „Nein, vielleicht irgendwann mal später.“

Kam zu mir: „Was möchtest du? Beruhige dich erstmal. Ich kaufe die Schuhe nicht. Punkt.“ Das war´s von ihm.

Estefano: Eine der attraktivsten Eigenschaften von einem Mann ist ja ruhiger zu werden, je schlimmer der Sturm um dich herum ist. Das heißt - der Fels in der Brandung.

Und je emotionaler sie ist, desto ruhiger musst du gerade am Anfang, in dieser Dating-Phase sein, weil das sagt so viel über dich als Mann aus. Was hättest du getan, wenn er jetzt auch voll ausgeflippt wäre: „Hey, sorry, sorry! Habe ich was falsch gemacht?“ usw?

Annetta: Ja, ich glaube, da hätten wir uns beide hochgeschaukelt...

Estefano: Dann wärt ihr beide ausgeflippt! Mit den Schuhen, im Laden herumgelaufen, und der Kassiererin, ja!

Annetta: Die wäre rausgegangen, glaube ich. Ne, also, es ist immer ganz wichtig, es ist ein sehr schöner Ausgleich bei uns.

Wenn einer mal da oben ist, ist der anderer wieder hier und bringt den einen runter. Und das ist sehr sehr wichtig.

Estefano: Genau. Gerade in der Beziehung ist es wichtig, dass einer immer ruhig ist, zumindest. Wenn schon irgendeiner dabei ist, aber einer muss am Boden bleiben, weil sonst ist alles am Arsch.

Annetta: Das stimmt, da hast du Recht.

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